Zugführerwagen K2009
Zugführerwagen lfd. Nr. 752
Vorbild für die ab 1890 gebauten Wagen der lfd. Nr. 752 waren einige zu Zugführerwagen
umgebaute zweiachsige gedeckte Güterwagen der lfd. Nr. 760. Bis 1890 erhielten acht Wagen eine
entsprechende Inneneinrichtung und auf jeder Längsseite zwei zweiteilige Fenster. An den
Längswänden wurden außerdem Trittbretter und Handstangen für den Schaffner befestigt.
Auch die neuen Zugführerwagen besaßen das Untergestell der gedeckten Güterwagen, allerdings
war der Innenraum durch eine doppelte Verschalung besser wärmeeisoliert. Die Schiebetüren
ließen sich jetzt nur noch in Richtung Laderaum öffnen, wodurch der Zugführer auch bei
geöffneter Tür genügend Licht hatte.
Ab dem Baujahr 1896 erhielten die Wagen ein Oberlicht, welches bis zum Wagenende reichte.
Auch eher gebaute Exemplare wurden später damit nachgerüstet. Die Inneneinrichtung bestand
aus einem Schreibtisch mit Wandschrank für den Zugführer, einem Ofen, sowie später noch einer
Waage. Die Wagen besaßen Trittbretter damit der Zugführer während der Fahrt zu den
Personenwagen gelangen konnte, außerdem Heberleinbremse mit Notbremseinrichtung und
Ölbeleuchtung die später auf Gas umgestellt wurde.
Einige Exemplare erhielten nachträglich ein Hundeabteil eingebaut. 1895 und 1911 wurden
nochmals zwei Güterwagen zu Zugführerwagen umgebaut. 1488K entstand aus einem 1892
gebauten Exemplar der Gattung 761 und besaß somit als einziger Zugführerwagen 3000 mm
Achsstand. Die ZOJE ließ 1891 bei der Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahn-Material in
Görlitz einen Zugführerwagen mit der Nummer 106 bauen. Die Wagen der K.Sächs.Sts.E.B. wurden
in den bahneigenen Werkstätten Leipzig und Chemnitz gebaut.
97-30-06 und 97-30-07 (damals noch K2004 und K2005) bekamen in den dreißiger Jahren ein
Tonnendach.
Wissenswertes
Historie unseres K2009
1899 wurde unser Packwagen von den eigenen Werkstätten der Königlich Sächsischen
Staatseisenbahnen in Chemnitz mit der Nummer K495 abgeliefert. Noch im Jahr seiner Ablieferung
erfolgte die Umzeichnung in 1495K. Bei der Deutschen Reichsbahn erhielt er im August 1927 die
Nummer K 2009.
Leider ist uns nicht bekannt, wo der Wagen überall stationiert war. Sicher ist, dass er Mitte der
vierziger Jahre auf der, in der benachbarten Oberlausitz liegenden, Strecke Taubenheim/Spree –
Dürrhennersdorf unterwegs war. Dort entging er, möglicherweise aufgrund seines Alters, dem
Schicksal der anderen Fahrzeuge dieser Strecke, als Reparationsgut in die Sowjetunion
abtransportiert zu werden. Im Sommer 1948 vermietete die Rbd Dresden den Wagen an die
Landesbahnen Brandenburg, welche ihn auf der Strecke Pasewalk – Klockow einsetzten.
Im Jahr 1950 erhielt er die Nummer 7.1914 und 1957 schließlich 975-105. Mit der Stilllegung seiner
Heimatstrecke im Jahr 1963 endete für unseren Wagen (vorerst) der Einsatz auf Schienen. Er wurde
seines Fahrwerkes beraubt und als Schuppen verkauft.
So überdauerte er die Zeiten bis 2004, als er durch den Schwarzbachbahn e.V. geborgen und
zurück nach Sachsen überführt werden konnte. Die Aufarbeitung des Wagens begann 2012 mit der
Beschaffung neuer Drehgestelle.
Eigens konstruierte Einachs-Drehgestelle
wurden beschafft
Die zugehörigen Drehzapfen
Die Aufarbeitung des Zugführerwagens K2009 macht sichtbare Fortschritte. Nachdem im
November 2012 alle nicht mehr verwendbaren bzw. nicht originalen Teile vom Fahrzeugrahmen
abgetrennt wurden, konnte das Untergestell gestrahlt und anschließend grundiert werden.
Parallel dazu lief die Konstruktion und Zeichnungserstellung für die neuen Einachs-Drehgestelle.
Der komplette Neubau der Drehgestelle machte sich
erforderlich, weil die Reste der Originalteile stark
abgezehrt waren und die ESBO heute Radreifen mit
mindestens 115mm Breite fordert, d.h. die Radsätze
mit den Achslager-schenkeln sind heute 5mm breiter.
Im Januar konnte nun mit Zustimmung der
Jahreshauptversammlung der Auftrag für den Neubau
der Drehgestelle ausgelöst werden.
Der folgende Baubericht wurde 1:1 aus der Dokumentation der Jahre 2012-
2016 übernommen
Februar 2012
Zur Zeit herrscht auch in Lohsdorf bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt tiefer Winter. An
den Außenanlagen sind keine Arbeiten möglich, aber sowohl in der Werkstatt Lohsdorf als auch im
Bf. Kohlmühle werden kleinere Arbeiten erledigt.
So werden derzeit die Radsatzlager für den zweiachsigen Packwagen zum Einbau vorbereitet, d.h.
die Gehäuse werden gründlich gereinigt, auf Risse untersucht und die Führungen aufgearbeitet.
Gleichzeitig werden die Lagerschalen begutachtet, bei Bedarf neu ausgegossen, gebohrt und
geschabt. Neue Schmierpolster sind ebenfalls notwendig.
Als kleine Besonderheit erhält der Wagen vier verschiedene sächsische Achslagerdeckel aus
unterschiedlichen Epochen. Alle wurden bei der einst bedeutendsten sächsischen Stahlgießerei G.
Krautheim in Chemnitz hergestellt.
Der älteste (links) wurde noch für die K.Sächs.Sts.E.B. mit der Zeichnungsnummer 10206
hergestellt.
Ein weiterer (rechts) entstand bereits für die Deutsche Reichsbahn, Direktion Dresden. Allerdings
wurde die Nummer der Gießform nicht geändert, sondern vermutlich die Form nur hinsichtlich der
Schrift etwas modifiziert.
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde dann das D.R. durch ein R.D. für Reichsbahndirektion ersetzt.
Vermutlich wurde für diese Deckel eine neue Zeichnung angelegt, denn die Nummer änderte sich
in 30206.
Nicht besonders schön, aber dafür bei sächsischen Schmalspurbahnen relativ selten, ein Deckel
ohne jegliche Aufschrift.
Probemontage der Einachs-Drehgestelle
Am 19. Februar war es endlich soweit! Die neu
gefertigten Drehgestellrahmen konnten erstmals
probeweise montiert werden. Alles hat gepasst,
die Zeichnungsmaße wurden penibel
eingehalten. Bis die Drehgestelle mit den Achsen
vereinigt werden können bedarf es aber noch
einiger Arbeiten, so werden die Rahmen
zunächst wieder demontiert um alle
Kontaktflächen mit Korrosionsschutz zu
versehen, nach der abschließenden Montage
werden die Gestelle nochmals komplett gestrahlt und grundiert.
6. April 2012
Beinahe unbemerkt von Publikum, Eisenbahnfreunden und Vereinsmitgliedern hat die
Projektgruppe "K2009" heute einen großen Meilenstein auf dem Weg zur Wiederherstellung des
zweiachsigen Zugführerwagens erreicht. Die neu gebauten Drehgestelle wurden erstmals mit den
Radsätzen vereint.
Zuvor wurden die Achslagerschalen geschabt, die Schmierpolster mit Öl geflutet und anschließend
die Achslager auf die überarbeiteten Achsschenkel "aufgesattelt". Das reibungslose Aufsetzen der
Drehgestelle bestätigte die gute Arbeit bei der Konstruktion und Herstellung der Rahmen, ihrer
Vermessung und der Anpassung der Achslagerführungen. Nach einigen kleinen Restarbeiten
werden die Rahmen und Radsätze noch lackiert und der endgültigen Fertigstellung steht nichts
mehr im Wege.
Die Achsschenkel werden von ihrer Konservierung
befreit. Die Achslager warten auf ihren Einbau.